Dermatologen halten die mit Solariumbesuchen verbundenen Risiken für überschaubar

Die Europäische Kommission und die Weltgesundheitsorganisation warnen aufgrund des erhöhten Risikos für Melanome vor Solariumbesuchen. Ein internationales Team aus Dermatologen ist jedoch der Ansicht, dass derartige Warnungen aufgrund der vorliegenden Datenlage unbegründet sind.

Das internationale Konsortium aus Wissenschaftlern kritisiert die Weltgesundheitsorganisation und die Europäische Kommission sogar in überraschender Deutlichkeit für ihre Informationspolitik im Hinblick auf die von ihnen ausgesprochenen Warnungen.

Eine Arbeitsgemeinschaft um Dr. Barbara Burgard vom Klinikum für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Saarland in Homburg hat zu diesem Zweck 31 Studien, die sich mit dem Thema Hautkrebs und Solarium beschäftigt haben, analysiert und bei ihrer Bewertung berücksichtigt.

Viele Risikofaktoren für Krebserkrankungen bleiben unbeachtet

Die Analyse der Wissenschaftler kam zu dem Ergebnis, dass Solariumbesucher zwar ein leicht erhöhtes Risiko für die Bildung von Melanomen haben. Gleichzeitig bemängelten sie bei den betrachteten Studien jedoch eklatante Schwächen.

Die Forscher weisen daraufhin, dass Beobachtungsstudien keine Rückschlüsse auf vermeintlich vorhandene Kausalzusammenhänge zulassen. Davon abgesehen wurden in zahlreichen Veröffentlichungen mögliche Einflussfaktoren, wie zum Beispiel das individuelle Gesundheitsverhalten, nicht berücksichtigt.

Anhand seiner Ergebnisse kommentiert das Expertenteam um den ebenfalls am Universitätsklinikum Homburg tätigen Prof. Dr. Jörg Reichrath die von WHO und Europäischer Kommission getätigten Aussagen. Beide Organisationen sind der Ansicht, dass Solariumbesuche kaum gesundheitsfördernde Auswirkungen haben, gleichzeitig aber vor allem bei Personen unter 30 Jahren das Risiko für hellen und schwarzen Hautkrebs erhöhen und darüber hinaus keine ungefährliche Menge an künstlichem UV-Licht existiert.

Die Experten kritisieren insbesondere den Umstand, dass es den Auswertungen an Objektivität gefehlt habe und die verantwortlichen Autoren ganz bewusst Daten aus Studien nicht berücksichtigt hätten, um ihre mit Vorurteilen behaftete Meinung zu belegen.

Laut Aussagen der Experten seien vermeintliche Kausalzusammenhänge vielfach unzulässig, während gleichzeitig Studien, bei denen kein Zusammenhang zwischen einer moderaten Nutzung von Solarien und dem Risiko für Hautkrebs nachgewiesen werden konnte, nicht weiter beachtet wurden.

Positive Effekte, die mit der UV-Exposition verbunden sind, wie beispielsweise eine Erhöhung des Vitamin-D-Spiegels sowie eine Reduzierung des Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen, fanden in den Stellungnahmen von WHO und Europäischer Kommission sogar überhaupt keine Berücksichtigung.

Zusammenfassend kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass aktuell keine belastbaren Daten vorliegen, mit denen sich eine Erhöhung des Melanomrisikos alleine durch künstliches UV-Licht belegen ließe.